Dichte Gärten als Zukunftsprojekt


Vielfalt, Dichte und der Verzicht auf Dünger – das sind die zentralen Elemente des Prinzips „Dynamischer Agroforst (DAF)“. Im Landkreis Mainz-Bingen gibt es vier Gemeinden, die Freiflächen nach diesem Prinzip angelegt haben und sich entwickeln lassen. Das schafft – unter anderem – Artenvielfalt, Hitzeprophylaxe durch verstärkte Verdunstung und im Idealfall mehr Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Bevölkerung.

Ausgangspunkt war der Bundeswettbewerb „Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt“, bei dem der Kreis mit seinem DAF-Projekt als eines von 40 Zukunftsprojekten von einer Fachjury ausgewählt wurde. Nachhaltigkeit, Vorbildcharakter und Innovation gelten als vorrangige Bewertungskriterien.

Die 25.000 Euro Preisgeld waren 2021 das Startkapital für das Auswählen, Vorbereiten und Bepflanzen der Flächen, berichtet Projektbetreuerin Martina Schnitzler vom Umwelt- und Energieberatungszentrum (UEBZ) des Landkreises. Kooperationspartner der Aktion ist die 2003 gegründete Naturschutzorganisation „Naturefund“. Die erforscht ganz praktisch die Erweiterung des Agroforsts zum Dynamischen Agroforst und setzt die Flächen mit den jeweiligen Engagierten in den Kommunen um.

Die Bürgerschaft ist aufgefordert, ganz praktisch mit anzupacken. Öffentliche Pflanzaktionen sind fester Bestandteil des Projekts. So entstehen Grünräume von hohem Freizeitwert. Beispiel Köngernheim: Rund 1500 Pflanzen vom Küchenkraut über Beerensträucher bis hin zu Laubgehölzen haben 25 Freiwillige gesetzt und einen Obstgarten geschaffen, in dem sechs aufgestellte Holzklötze zum Sitzen einladen.

Pflanzenschnitt ist wichtig

Die Pflege der Flächen übernehmen zum Teil freiwillige Helfer, andernorts Minijobber oder ein Verein. Denn neben der Vielfalt der Pflanzen auf engem Raum ist ihr regelmäßiger Schnitt wichtig, um den dichten Bewuchs zu gewährleisten. Das Schnittgut bleibt auf den Flächen; der Boden soll nicht zu sehen sein.

Das UEBZ will gemeinsam mit Naturefund herausfinden, ob und in welchem Ausmaß die DAF-Methode positive Auswirkungen zeigt. Schwerpunkte dabei sind unter anderem

  • Minderung von Düngemitteln, Pestiziden und Herbiziden
  • Verbesserung der Bodenqualität (mit Bodenanalysen alle zwei bis drei Jahre)
  • Klimawandelresilienz
  • Übertragbarkeit auf andere Flächen

Die zunächst vier kommunalen, öffentlich zugänglichen Agroforstflächen befinden sich in den Gemeinden Gau-Algesheim, Köngernheim, Trechtingshausen und Ober-Hilbersheim. Jede Kommune verpflichtet sich, zusätzlich auf eigene Kosten eine weitere DAF-Fläche anzulegen. Dieser „Schneeballeffekt“ soll sich möglichst noch auf Andere übertragen.

Ein weiteres Projekt des Landkreises mit Naturefund ist die Kombination von Landwirtschaft und Agroforst auf einem Biohof in Klein-Winternheim. Hierbei ist die Technische Hochschule Bingen eingebunden; sie untersucht die mikroklimatischen Auswirkungen der Anbaumethode  auf die landwirtschaftliche Fläche sowie auf die angrenzenden Anbauflächen.

Zwei Klima-Messstationen hat die Kreisverwaltung Mainz-Bingen auf den beiden Flächen installiert; die so gewonnenen Daten werden von der TH Bingen betreut und ausgewertet. Von Interesse ist auch die Wechselwirkung zwischen ganzheitlicher Nutzung und der Land- und Tierwirtschaft.

Weitere Verbreitung erwünscht

Der Dynamische Agroforst soll mehr Verbreitung finden. Deshalb erläutert eine Infotafel die DAF-Prinzipien an den so gestalteten Pflanzungen am Campingplatz von Ober-Hilbersheim. Die dort zeitweise campenden Gäste mögen die Botschaft mit in die Welt tragen.

Derart weitere Verbreitung wünscht sich auch Landrätin Dorothea Schäfer. „Der Dynamische Agroforst eignet sich für Privatpersonen, Vereine, Unternehmen und Kleingärtner – aber auch für Kommunen, die ihren ganz eigenen Beitrag zum Klimaschutz leisten möchten!“, schreibt sie im Vorwort zu einer eigenen Broschüre des Kreises. „Das gelingt etwa durch das Anpflanzen vielfältiger heimischer Kräuter, Blumen, Büsche und auch Bäume – so wie wir das auch direkt hier vor der Kreisverwaltung in Ingelheim gemacht haben.“

Vertiefende Informationen gibt es bei Martina Schnitzler, Tel.: 06132 / 787-2170, E-Mail: schnitzler.martina@mainz-bingen.de.